Tag Nr. 5 in der Stadt, die nie schläft.
Das tolle Feedback auf meine Reiseberichte setzt mich etwas unter Druck. Fast hätte ich das „incredible, amazing, awesome, outstanding, überirdische“ Frühstück verpasst, weil es einfach Zeit kostet, das zu schreiben oder ich zu spät aufstehe…. Und das nach der Party gestern Abend.
Heute Morgen spuken immer noch Fetzen von Alicia Keys, Bob Marley und Oasis durch meinen Kopf….
Zum Glück sind diverse warme Eierspeisen „Not available“ und ich begnügte mich mit irgendetwas Brot-Ähnlichem und einem O-Saft auf dem Weg zur Probe.
Schöner Input zu Anfang von Sebastian Sendzik und dann sind Johannes und ich wieder im Einsatz. Wir proben mit den voll motivierten Teilnehmer*innen nach Strecken und Recken, Einsingen, kurzen Absprachen für den Auftritt bei einer Konferenz in New Jersey morgen.
Es ist toll, wie alle sich beteiligen, mitmachen und wir zusammen Sicherheit erreichen und die Arrangements der Songs erarbeiten.
Ich habe leichtes Spiel, weil Johannes einen super „Job“ macht und weil alles fließt. Ich spüre den Spirit von Gospel mit Gottes Gegenwart im Raum ind bin berührt und erleichtert.
Gut vorbereitet für den großen Event endet die Probe und ich „schwebe“ kurz ins Hotel, um dann mit Isabella in der Metro Richtung Macy‘s (das New Yorker KaDeWe) zu brausen. Isabella hat sich mit einer alten Freundin aus Warschau dort verabredet, die in NY lebt. Sie ist aufgeregt. Das letzte Treffen der beiden war vor 20 Jahren.
Vor dem großen Shopping-Tempel finden wir uns schnell. Elegante New Yorkerin mit Regenschirm…. Es nieselt etwas.
Die beiden fallen sich in die Arme, wir machen Fotos vor dem Louis Vuitton Shop (angemessen, wie ich finde) und trinken im Macy‘s-Starbucks einen Kaffee. Wir lachen und schwatzen in einem Englisch-Deutsch-Polnisch-Mix und ich bekomme alte Fotos und polnische Süsszeug präsentiert. Ich freue mich, dabei sein zu dürfen und bekomme vor Rührung feuchte Augen.
Ich entlasse die beiden aus dem Sprach-Kuddelmuddel und verabschiede mich, tauche in den Waren-Dschungel von Parfum, Handtaschen, Schuhen, Klamotten und … und … und… ein.
In der Schuhabteilung bin ich schon etwas reizüberflutet und schwanke ständig zwischen „schöööööön“ und „au weia“, von der Preisgestaltung ganz zu schweigen.
Über die uralte Rolltreppe komme ich in die oberen Etagen. Vorbei an einem “Fuß-Piano” und geparkten Männern auf bequemen Couchen“ reiht sich ein Designer-Shop nach dem anderen auf.
Immer noch staunend, werde ich von einer Inderin in weissem Kittel angesprochen, ob ich eine Gesichtsbehandung möchte. Ich mach mal auf blond und frage so komische Fragen, wie „Ehrlich?“ „Äh??“ „Kostet das was???“ Nein.
Sie öffnet eine Tür zu einer kleinen Wohlfühloase und verwöhnt mein von der in der Metro und zur Sicherheit oft getragenen Schutz-Maske. Sehr angenehm mit tollen schmeichelnden Cremes und interessanten Massage-Techniken. Bin total entspannt und habe einen super „Glow“ im Gesicht (mir wurde natürlich ein Spiegel gereicht, um die Verwandlung meiner etwas Großstadt-gereizten Haut in einen Kinderpopo mit Glitzerschimmer zu demonstrieren). Ich habe später auf der Kaufhaus-Toilette noch mal ein Spiegelfoto gemacht, um das magic Miracle für euch festzuhalten.
Natürlich gehen wir nach der Behandlung dann zum Shop der Pflegeprudukte ins Erdgeschoss und ich bekomme die neuesten Angebote vorgeführt, die meine Haut UNBEDINGT braucht. Die Kollegin (Ungarin) der Inderin ist freundlich und hartnäckig und ich erleichtere mein Konto per Kreditkarte um ein paar Dollar, bekomme aber dafür gefühlt den halben Shop geschenkt…. mit Tasche, Täschchen, Pflegeprodukten, Reinigungsmilch, Lippenstiften, Mascara, Döschen für die Reise, rosa Schleifchen für den Kampf gegen Brustkrebs und vielem mehr.
Wollte ich nicht eigentlich Schuhe kaufen??? Ach egal!!!
Macy‘s Motto „Give Love! Give style!“ hat mich überrumpelt. Den Spruch merke ich mir für unseren Auftritt auf der Konferenz und die Auftrittskleidung (Thema:Style… ohne Gospelschal )
“Give love. Believe.” steht dann noch auf allen Macy’s Tragetaschen. Daran glaube ich dann jetzt erst recht!
Bepackt mit Cremes etc. und ein paar Mitbringseln vermisse ich mein Metro-Lexikon Isabella und kämpfe mich selbstständig durch das Schnittmuster-artige Netz der Underground-Bahn zum Guggenheim Museum (moderne Kunst, tolle Architektur).
Sofort tauche ich in die Ruhe des imposanten Gebäudes von Frank Lloyd Wright ein. Ich bemerke noch mehr Ruhe, als mir die Ticketverkäuferin erklärt, dass große Bereiche des Museums aufgrund einer kommenden Ausstellungseröffnung im Umbau und damit gesperrt sind.
Ich hatte in der Vorfreude auf die Spiralen-Rotunde schon tolle Bilder im Kopf, wie ich da Kunst-bewundernd entlangschreite…. Hätte klappen können.
Ich bin verwirrt, weil ich immer wieder vor Absperrungen stehe und da können mich auch Picasso, Macke und Monet in der zusammen geschrumpften Dauerausstellung nicht so recht trösten.
Frustkäufe im Museums-Shop verkneife ich mir, erinnere mich an meinen teuren „Glow“ im Gesicht und ziehe draußen den farblich erschreckend an türkis anmutenden, geliehenen Regenponcho von Isabella an, der dem Rückenaufdruck zu Folge in Rom erworben wurde.
Gerade habe ich mich irgendwie als New Yorkerin gefühlt… (ich gehe seelenruhig über rote Fußgängerampeln - alles nur ein Vorschlag / spreche rasend schnellen nuscheligen American Slang / sage ständig „How niiiiiice“) Und jetzt endtarnt mich eine kreischend hellblaue Plastikhülle wieder als Touristin. Zum Glück ist dieser „Frisör-Umhang“ aus Italien. Das rettet ihn (und mich) wenigstens etwas.
Die Metro-Fahrt zurück zum Hotel meistere ich mit zwei Mal umsteigen, wie ein Profi, (heute keine neuen Schuhentdeckungen dabei) ohne Umhang und treffe beim Emporstieg aus der Unterwelt einen meiner Kompanions von gestern Abend: Peter. Der Name ist nicht schwer zu merken, die Soul-Funk-Tanz-Kollegen aus unserem Tankstellen-Trio von gestern heißen beide Peter.
Er zeigt mir noch den engsten gefülltesten und mit einem Geldautomaten ausgestatteten Supermarkt von Brooklyn und ich decke mich mit einem Abendsnack plus Nachtisch verpackt in jeder Menge Plastik, Plastikbesteck und Salatsauce im Plastikbeutel ein.
Wir stapfen gemeinsam im Nieselregen (nie im Dunkeln alleine als Frau hier unterwegs sein - Danke Peter für die Begleitung) zum Hotel.
Ich lege die Beine hoch auf meinem King-Size-Bett, schalte kurz Braking News mit einem Schallgeschwindigkeits-Rekord brechenden sprechenden Moderator ein und wieder aus, schlemme mich durch mein Menu und probiere Cremes, Lippenstifte und Goodies aus.
This is Heaven! Received the love of Macy‘s and I believe it!
Herzliche Grüße aus New York!
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